Telemedizin: Video-Sprechstunde von zu Hause

Mit dem Alter häufen sich die Arztbesuche. Gleichzeitig fallen sie aber immer schwerer. In Notfällen macht der Arzt zwar Hausbesuche, doch für Rezepte, Kontrolluntersuchungen oder Ähnliches müssen sich Patienten selbst auf den mühseligen Weg begeben.

10.10.2018
  • Lesezeit ca. 3 Minuten
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    10.10.2018
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Ein Mann hält ein Tablet in der Hand
© niekverlaan/pixabay.com

Immer mehr Menschen wagen sich aber auch an die sogenannte Telemedizin heran. Per Telefon, Text- oder Video-Chat nehmen sie von zu Hause aus Kontakt mit Ärzten auf, um sich beraten und untersuchen zu lassen. Besonders hilfreich ist dieses Angebot für Personen, die nicht mehr so mobil sind. Die Möglichkeiten sind vielfältig und werden unter Umständen sogar von der Krankenkasse bezahlt.

Übrigens: Das Projekt Digital Kompass hilft älteren Menschen, sich mit dem Internet und digitalen Diensten zurechtzufinden. Das Förderprojekt des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz plant die Einrichtung bundesweiter Anlaufstellen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Medizin für das deutsche Gesundheitssystem?

Die Telemedizin bietet nicht nur deutliche Vorteile für Patienten. Sie könnte sich auch zur heilenden Substanz für das schwächelnde Gesundheitssystem entwickeln. Denn die deutschen Sozialsysteme stehen zunehmend unter Druck. Niedrige Geburtsraten, höhere Lebenserwartung und medizinischer Fortschritt sorgen für ein Ungleichgewicht zwischen Ausgaben und Einnahmen. Eine Hochrechnung der DAV (Deutsche Aktuarvereinigung) hat ergeben, dass Versicherte in Zukunft deutlich mehr für Kranken- und Pflegeversicherungen zahlen müssen. Bis 2060 sollen die Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung von aktuell 15,6 Prozent auf 25 Prozent steigen. Für die Pflegeversicherung werden im Jahr 2060 laut Prognose 8,5 Prozent fällig. 2019 liegt der Prozentsatz noch bei 3,3 für Kinderlose bzw. 3,05 für Eltern. Die privaten Krankenkassen schneiden besser ab, da sie geringere Einnahmeprobleme haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Dr. Karl Josef Bierth, Vorstandsmitglied der DAV betont, dass deutliche Veränderungen im Kosten- und Leistungsmanagement erforderlich seien, um das deutsche Krankenversicherungs- und Pflegesystem zukunftsfest zu machen. Es müsse „jede Möglichkeit ergriffen werden, die Effizienz des Gesundheitssystems zu steigern“, heißt es in der Pressemitteilung der DAV. Für zukünftige Kostenersparnis setzt Bierth vor allem auch auf den Ausbau der Telemedizin.

Krankenkasse zahlt für Video-Sprechstunde

Die Möglichkeit der Telemedizin besteht bereits. Und die Vorteile liegen auf der Hand. Im Vergleich zu einem gewöhnlichen Arztbesuch spart die Online-Sprechstunde nicht nur Zeit, sondern auch Kosten und Aufwand. Und zwar für beide Seiten. Sowohl Arzt als auch Patient können davon profitieren. Allerdings müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden, damit die Krankenkasse zahlt. Wichtig ist, dass der Erstkontakt zum Arzt persönlich erfolgt. Die Video-Sprechstunde wird von der Krankenkasse nur übernommen, wenn es sich um Verlaufskontrollen nach einer Behandlung handelt.

In folgenden Fällen ist die Kostenübernahme möglich

  • Visuelle Verlaufskontrolle von akuten, chronischen und / oder offenen Wunden.
  • Visuelle, postoperative Verlaufskontrolle einer Operationswunde.
  • Anästhesiologische, postoperative Verlaufskontrolle.
  • Visuelle Verlaufskontrolle von Dermatosen (auch nach strahlentherapeutischer Behandlung).
  • Visuelle Beurteilung von Bewegungseinschränkungen des Stütz- und Bewegungsapparates als Verlaufskontrolle (auch nervale Genese).
  • Beurteilung des Sprechens, der Sprache und / oder der Stimme als Verlaufskontrolle.

Diese Ärzte dürfen Video-Sprechstunden anbieten

Zwar bietet noch längst nicht jeder Arzt die oben genannten Kontrollen per Video-Chat an. Doch es ist zu erwarten, dass das Angebot in Zukunft ausgebaut wird. Zu den Ärztegruppen, die Video-Sprechstunden anbieten dürfen und diese über die gesetzlichen Krankenkassen abrechnen können, gehören:

  • Anästhesisten
  • Augenärzte
  • Chirurgen
  • Dermatologen
  • Gynäkologen
  • Fachärzte für Innere Medizin
  • Fachärzte für physikalische und rehabilitative Medizin
  • Hals-Nasen-Ohrenärzte
  • Hausärzte
  • Kinder- und Jugendärzte
  • Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen
  • Neurologen, Neurochirurgen
  • Orthopäden
  • Phoniater und Pädaudiologen
  • Psychiater
  • Urologen

Online-Angebote für Selbstzahler

Neben den Möglichkeiten, die Kassenärzte bieten, können Patienten auch auf andere Angebote im Internet zurückgreifen. Es gibt verschiedene Portale, die sich der Telemedizin widmen. So ist es bei patientus.de zum Beispiel möglich, Video-Sprechstunden bei verschiedenen Ärzten online zu buchen. Die Kosten müssen selbst getragen werden. Sie variieren je nach Arzt und Anliegen des Patienten. Wer keine ganze Sprechstunde benötigt, sondern nur eine bestimmte Frage hat, kann diese auf justanswer.de stellen. Patienten formulieren ihre Frage online und legen fest, wie dringlich es ist und wie detailreich sie beraten werden möchten. Dafür zahlen sie zwischen 15 und 75 Euro. Je schneller und ausführlicher die Antwort sein soll, desto mehr müssen Patienten zahlen. Wer nur ein Rezept benötigt und dafür nicht extra den Gang zum Arzt auf sich nehmen möchte, kann es sich auf dred.com online ausstellen lassen. Für manche Erkrankungen werden nur Folgerezepte ausgestellt. Oft ist es aber auch möglich, Erstrezepte zu erhalten.

Wichtig: In vielen alltäglichen Dingen können die Online-Angebote hilfreich sein. Für die Ausstellung eines Folgerezeptes, allgemeine Informationen oder Verlaufskontrollen können Sie darauf zurückgreifen und sich den Alltag erleichtern. Bei akuten Beschwerden oder Unsicherheit sollten Sie aber unbedingt persönlich einen Arzt aufsuchen.


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