1.000 Gesundheitskioske geplant: Alles Wichtige auf einen Blick

In Deutschland sollen zahlreiche neue Gesundheitskioske eröffnet werden, insbesondere in sozial benachteiligten Regionen. Laut Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach sollen durch diese Maßnahme besonders benachteiligte Personen die Möglichkeit erhalten, gesundheitliche Hilfe und Beratung in Anspruch zu nehmen. Doch was genau sind eigentlich Gesundheitskioske, wozu dienen sie und wer kann ihre Dienste überhaupt in Anspruch nehmen?

06.10.2022
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
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    06.10.2022
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Patientengespräch zwischen Ärztin und Patient
© Alexander Raths/www.shutterstock.com

Bundesweit sollen 1.000 Gesundheitskioske aufgebaut werden, um Menschen aus allen Schichten dabei zu helfen, eine angemessene Gesundheitsversorgung in Anspruch zu nehmen. Finanziert werden soll dieses Projekt primär von den privaten und gesetzlichen Krankenkassen. Der Fokus liegt hierbei auf der Armut des betroffenen Stadtteils. So soll gewährleistet werden, dass vornehmlich die Bedürftigen den Zugang zu den Gesundheitskiosken erhalten.

Was ist ein Gesundheitskiosk?

Auch wenn die Begrifflichkeit des Gesundheitskiosks erst einmal seltsam anmuten mag, hat sie ganz und gar nichts mit seinem Brötchen und Zeitung verkaufenden Cousin zu tun und soll auch nicht als Pendant zur Apotheke gelten. Ganz im Gegenteil: Im Gesundheitskiosk arbeiten hauptsächlich examinierte oder akademisierte Pflegekräfte, oftmals mit Migrationshintergrund, die in sozial schwächeren Stadtteilen insbesondere Aufklärungs- und Beratungsaufgaben übernehmen können. Anders als vielleicht vermutet, handelt es sich hierbei also um keine Abgabestation für Medikamente.

Als Vorbild dient der im Hamburger Stadtteil Billstedt agierende Gesundheitskiosk, der seit 2018 seine Dienste anbietet. Ziel war es, ein niedrigschwelliges Angebot zu entwickeln, um den sozial Schwächsten in der Gesellschaft dabei zu helfen, sich angemessen in das Gesundheitssystem einzugliedern. Des Weiteren soll eine ganzheitliche Gesundheitsberatung auch den Bürgern zur Verfügung stehen, die der deutschen Sprache nicht oder nur teilweise mächtig sind. Aktuell bieten die Hamburger Gesundheitskioske ihre Dienste in sieben Sprachen an: Deutsch, Englisch, Polnisch, Russisch, Türkisch, Arabisch sowie Dari/Farsi.

Welche Aufgaben übernimmt ein Gesundheitskiosk?

Der Besuch in einem Gesundheitskiosk ersetzt zwar keinesfalls einen Arztbesuch, doch kann als Vermittler oder erste Anlaufstelle dienen. Zu den Aufgaben des Gesundheitskiosks zählen unter anderem die Folgenden:

  • Durchführen medizinischer Routineuntersuchungen (Blutzuckermessungen, Blutdruck- und Vitalzeichenkontrolle).
  • Vermitteln an Arztpraxen und Krankenhäuser bei bestehenden Leiden.
  • Überprüfung bisher eingenommener Medikamente (zum Beispiel durch das Anfertigen einer Liste der aktuellen Medikamente, um diese an den Arzt weiterzureichen).
  • Nachbesprechung von Ergebnissen und Diagnosen nach einem Arztbesuch.
  • Enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt, um auch eine weiterführende Beratung gewährleisten zu können.
  • Begleitung chronisch kranker Menschen.
  • Bei der Gesundheitserhaltung unterstützen, zum Beispiel während der Gewichtsabnahme oder der Raucherentwöhnung.
  • Aufklärung über das deutsche Gesundheitssystem sowie die eigene Gesundheitsversorgung in verschiedenen Sprachen.
  • Aufklärung über Impfungen.
  • Verbessern der Gesundheitskompetenz in sozial schwächeren Gegenden.

Grundsätzlich sollen Gesundheitskioske also als erste Anlaufstelle dienen, um weitere Maßnahmen anzustoßen oder über diese zu beraten. Das Gesundheitssystem kann, insbesondere für Menschen aus sozial benachteiligten Vierteln, viele offene Fragen aufwerfen. Die Idee des Gesundheitskiosks beruht auf dem Prinzip, Informationen einfach und verständlich an jeden Bedürftigen vermitteln zu können.

Wie sollen die Gesundheitskioske finanziert werden?

Grundsätzlich gilt, dass die privaten und gesetzlichen Krankenkassen die Finanzierung des Projektes tragen sollen. Primär sollen jedoch die gesetzlichen Krankenkassen in die Pflicht genommen werden. Nicht überall stößt das auf Begeisterung, denn die aktuelle finanzielle Lage lässt genau das nicht zu. Aus diesem Grund wird eine höhere Beteiligung der privaten Kassen gefordert, sodass die Finanzierung des gesamten Projekts gestemmt werden kann.

Wer kann einen Gesundheitskiosk besuchen?

An sich ist es allen Bürgern möglich, einen Gesundheitskiosk zu besuchen und dessen Dienste in Anspruch zu nehmen. Keine Rolle spielt dabei, über welche Krankenkasse der Patient versichert ist. Es bedarf keiner Empfehlung oder Überweisung eines Arztes, um das Angebot des Gesundheitskiosks wahrzunehmen. Der Bürger entscheidet grundsätzlich selbst, wann und in welchem Umfang er die angebotenen Dienste in Anspruch nehmen möchte.

Beratungsgespräche nehmen dabei etwa eine halbe Stunde in Anspruch, wobei jede Pflegekraft ihre festen Patienten betreut. Auf diese Weise kann Vertrauen zwischen dem Patienten und dem Pfleger geschaffen werden.

Der Besuch eines Gesundheitskiosks lohnt sich vor allem für diejenigen, die sich vom deutschen Gesundheitssystem überfordert fühlen oder aufgrund von Sprachbarrieren keinen Einblick in dieses erhalten. Zur Erstberatung sowie dauerhaften Begleitung eignet sich das Angebot der Gesundheitskioske bisher hervorragend.


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