Erweiterte Medikationsberatung in der Apotheke

So mancher Patient muss heutzutage mehrere Medikamente auf einmal einnehmen. Nicht selten entsteht dabei allerdings große Verwirrung, insbesondere in Bezug auf die Wechselwirkung der verschiedenen Medikamente zueinander oder aber ihrer Wirkungsweisen. Ein Termin zur Medikationsberatung in der Apotheke soll nun Abhilfe schaffen, und zwar für alle Versicherten, die aktuell mindestens fünf verschriebene bzw. verordnete Medikamente einnehmen. Somit sollen Unklarheiten aus der Welt geschafft und die Patienten genauer informiert werden.

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Apotheker, der einen Kapselsatz für Medikamente in der Hand hält
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Um der Verwirrung bei der Einnahme einer großen Anzahl an Medikamenten entgegenzuwirken, wird indessen die sogenannte „Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation" eingeführt. Patienten, die aktuell fünf oder mehr verschriebene Medikamente einnehmen, sollen dabei regelmäßige Termine wahrnehmen können, um potenzielle arzneimittelbezogene Probleme ansprechen und aus der Welt schaffen zu können.

Wann wird die Medikationsberatung durchgeführt?

Grundsätzlich kann ein kleines Beratungsgespräch jederzeit durchgeführt werden, wenn Patienten bestimmte Fragen zu spezifischer Medikation oder ihrer Verwendung im Sinn haben. Bei der erweiterten Medikationsberatung bei Polymedikation soll es sich allerdings um ein längeres Gespräch handeln, das sämtliche entstandenen Probleme lückenlos aufklärt. Die Krankenkasse zahlt die aufkommenden Analyse-Kosten von 90 Euro einmal im Jahr. Falls der Bedarf besteht, wird das Gespräch im Optimalfall also jährlich durchgeführt. Auf diese Weise trägt der Patient keine Extrakosten und kann sich in regelmäßigen Abständen informieren.

Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss nicht, dass nicht auch zwischenzeitlich Fragen und Unklarheiten zu Medikamenten geklärt werden können. Sollten Fragen zu Medikamenten, insbesondere bei Polymedikation, auftreten ist es sinnvoll, diese schnellstmöglich zu klären.

Wann ist die erweiterte Medikationsberatung sinnvoll?

Zu empfehlen ist das Beratungsgespräch jedem Patienten, der mindestens fünf verschiedene Medikamente einnehmen muss. Auch wenn zu Beginn vielleicht keine allzu dringenden Fragen bestehen, können die gegebenen Informationen doch weiterhelfen. Bestimmte, vielleicht auch unangenehme Wechselwirkungen verschiedener Medikamente können durch eine frühzeitige Aufklärung vermieden werden.
Spannend dabei: Zwischen 10 und 30 Prozent der Krankenhauseinweisungen älterer Menschen im Jahr 2020 geht auf Nebenwirkungen von Medikamenten zurück. Über 66 Prozent wären vermeidbar gewesen, wenn im Voraus eine angemessene Aufklärung stattgefunden hätte. Die Fehlerquellen sind dabei vielfältig, doch am häufigsten liegen sie in der falschen Dosierung oder Kombination der verschiedenen Präparate. Des Weiteren sind zahlreiche mögliche Nebenwirkungen gar nicht erst bekannt und können somit auch nicht klar von anderen Leiden differenziert werden.

Wie läuft die erweiterte Medikationsberatung ab?

Für gewöhnlich ist es wichtig, dass der Patient sämtliche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel mit zum Beratungsgespräch bringt. Dementsprechend sind rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel mit eingeschlossen. Diese zählen aufgrund der fehlenden Verschreibungspflicht nicht selten als nebenwirkungsärmer oder besser kompatibel mit verschriebener Medikation. Im einigen Fällen sind es nämlich nicht unbedingt zwei Medikamente, deren Zusammenkommen starke Nebenwirkungen verursacht, sondern die Kombination aus einem bestimmten Medikament sowie einem Nahrungsergänzungsmittel. Um tatsächlich alle Eventualitäten ausschließen und mögliche Beschwerden genauer eingrenzen zu können, ist eine genaue Analyse aller eingenommenen Mittel nötig.

Im Gespräch können dann sämtliche Indikatoren erfragt werden. Zu welcher Uhrzeit und in welcher Menge werden die Medikamente eingenommen? Herrscht zeitlicher Abstand zwischen der Einnahme oder erfolgt sie gemeinsam? Wichtig ist hier, dass keine Details ausgelassen werden, so klein sie auch sein mögen. Jede Veränderung, die seit der Einnahme der Medikamente aufgetreten ist, kann ein wertvoller Hinweis auf den auslösenden Wirkstoff sein.

Ist die genaue Analyse abgeschlossen, werden Neben- und Wechselwirkungen der Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel in Erfahrung gebracht, sodass die Ursache für auftretende Probleme gefunden werden kann. Mit Einverständnis des Patienten kann auch der behandelnde Arzt informiert und miteinbezogen werden. Unter Umständen können somit bestimmte Medikamente abgesetzt und dafür andere verschrieben werden. Der Apotheker kann nun einen neuen Medikationsplan für den Patienten erstellen. Ist der Patient damit einverstanden, werden die Ergebnisse dem Hausarzt mitgeteilt, sodass die Einnahme der Medikamente angepasst werden kann.

Wie wird die erweiterte Medikationsberatung abgerechnet?

Einmal im Jahr übernimmt die Krankenkasse die entstehenden Kosten von 90 Euro. Um die Dienstleistung als erfüllt gelten zu lassen, muss ein Abschlussgespräch allerdings nicht erfolgt sein. Die Apotheke ist dazu verpflichtet, einen weiteren telefonischen Kontaktversuch durchzuführen, bevor sie die Ergebnisse, bzw. den Bericht an den betreuenden Arzt des Patienten sendet, sofern der Patient dies bereits im Voraus bewilligt hat. Ab dem Zeitpunkt des weiteren Kontaktversuches gilt die Leistung vonseiten der Apotheke als erfüllt.

Wie erhält man die erweiterte Medikationsberatung?

Sobald ein Patient mindestens fünf verschiedene Medikamente verordnet bekommt, erhält dieser das Recht auf die entsprechende Leistung. Ab diesem Zeitpunkt kann in der heimischen Stammapotheke nach der erweiterten Medikationsberatung gefragt, diese durchgeführt und über die Krankenkasse abgerechnet werden – allerdings lediglich einmal im Jahr. Diese Mindestfrist von einem Jahr kann verkürzt werden, wenn zwischenzeitlich mehr als drei Medikamente ausgetauscht werden müssen. Auch die Abrechnung erfolgt dann nach wie vor über die Krankenkasse.

Es führen jedoch nicht alle Apotheken die erweiterte Medikationsberatung durch. Voraussetzung dafür sind nämlich die erforderlichen Kenntnisse, welche durch den Abschluss einer Fortbildung nachgewiesen werden können.

Lohnt sich die erweiterte Medikationsberatung?

In Anbetracht der Komplexität, die manche Medikamentenkombinationen mit sich bringen, ist die Wahrnehmung der erweiterten Medikationsberatung sehr zu empfehlen. Wie bereits betont, lassen sich zahlreiche Krankenhausaufenthalte aufgrund von Nebenwirkungen vermeiden sowie eine große Zahl an Patienten für ihre Medikation sensibilisieren. Des Weiteren genügen die kurzen Gespräche beim Hausarzt häufig nicht, um die bestehende Problematik ganzheitlich aufzunehmen und mit den eingenommenen Medikamenten in Verbindung zu bringen. Das längere Analysegespräch in der Apotheke hingegen kann sämtliche Details und Erfahrungen des Patienten in die Analyse miteinbeziehen und demnach ein breiteres Spektrum von möglichen Ursachen in Bezug auf die Medikamenteneinnahme abdecken. Die erweiterte Medikationsberatung lohnt sich in jedem Fall.


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