Beim Delir handelt es sich um eine Funktionsstörung des Gehirns, die nach einer Operation auftreten kann. Viele Menschen sprechen umgangssprachlich von Verwirrtheit oder Vergesslichkeit nach einer OP. Bei einem Delir sind die möglichen Symptome aber deutlich vielfältiger. Unterschiedliche Funktionen können gestört sein: Zum Beispiel das Gedächtnis, die Wahrnehmung oder die Auffassungsgabe, aber auch Emotionalität, Psychomotorik oder der Schlafrhythmus.
Höheres Risiko im Alter
Mit steigendem Alter lässt die Fähigkeit des Gehirns nach. Deshalb werden operative Eingriffe im Alter deutlich schlechter verkraftet. Das Gehirn ist mit den Umständen schneller überfordert und kann diese weniger gut ausgleichen. Ab ungefähr 60 Jahren steigt das Risiko für ein Delir deutlich an. Und auch Spätfolgen sind für ältere Menschen wahrscheinlicher.
Delir kann langfristige Folgen haben
Oft wird ein Delir nach einer Operation gut überstanden. Verwirrtheit und andere Symptome dauern dann nur eine begrenzte Zeit an und es kommt nicht zu Spätfolgen. Doch fast die Hälfte der Betroffenen hat länger mit den Auswirkungen zu kämpfen. Fast jeder Zweite ist noch nach einem Jahr eingeschränkt, wie die Apotheken Umschau berichtet. Außerdem könnten sich etwa 7 Prozent der Betroffenen gar nicht mehr von den Folgen erholen und würden dauerhaft pflegebedürftig bleiben. Darüber hinaus könne ein Delir die Entwicklung von Demenz fördern.
Wie kommt es überhaupt zum Delir?
Was genau im Gehirn vorgeht, wenn es zu einem Delir kommt, ist nicht wissenschaftlich geklärt. Aller Wahrscheinlichkeit nach spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Somit ist es nicht nur die Narkose, die das Gehirn belastet, sondern auch weitere Begleiterscheinungen einer Operation. Das Gehirn nimmt viele weitere Reize auf: Schmerzen, Stress, Entzündungen und andere körperliche Störungen gehen mit einer OP einher. Die Kombination all dessen kann den Organismus derart überfordern, dass die Nervenzellen geschädigt werden.
Delir vorbeugen: Das können Sie tun
Um einem Delir nach einer Operation vorzubeugen, gibt es viele hilfreiche Maßnahmen und Tipps. Eine Garantie stellen diese nicht dar, doch sie können erwiesenermaßen das Risiko für ein Delir und für Spätfolgen senken.
Vor der Operation sollten alle Beteiligten versuchen, die Gesundheit des Patienten in den bestmöglichen Zustand zu bringen, damit der Körper sich auf die Herausforderungen der Operation konzentrieren kann. Wer seinen Gesundheitszustand vor einer OP so gut wie möglich optimiert, kann die Überforderung des Gehirns minimieren:
- Die Operation mit Ärzten, Pflegern, Angehörigen und Betroffenen besprechen.
- Das erhöhte Delir-Risiko ansprechen und nach Ratschlägen fragen.
- Fitness vor der OP steigern (z.B. Atemübungen, Ausdauer, Krafttraining; je nach Behandlung und nach Rücksprache mit dem Arzt).
- Stress und Ängste vor der OP vermeiden bzw. minimieren.
- Bestehende Krankheiten vor der OP gut behandeln (Bluthochdruck, Diabetes, Zahngesundheit etc.)
- Auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten, ggf. Mangelernährung erkennen und behandeln.
- Auf den Flüssigkeitshaushalt achten, auch bis zu 2 Stunden vor der OP genügend trinken (nach Rücksprache mit dem Arzt)
- Beruhigungs- und Schlafmittel vor der Operation reduzieren.
- Eine zu tiefe Narkose vermeiden.
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Patienten müssen nach der OP achtsam sein
Ein Delir kann sofort nach dem Aufwachen einsetzen oder sich erst ein paar Tage später entwickeln. Auch wenn Patienten also direkt nach der OP keine Anzeichen zeigen, sollten sie achtsam sein und nach der Operation einige Tipps befolgen:
- Strukturierte Tagesabläufe einhalten
- Nachts schlafen, tagsüber wach sein
- Wenn möglich schnell wieder in Bewegung kommen
- Wenn möglich täglich an die frische Luft gehen
- Soziale Kontakte pflegen
- Bedürfnisse immer sofort äußern
- Unwohlsein jeglicher Art immer sofort äußern
- Stress und emotionale Belastung vermeiden
Angehörige können nach der OP helfen
Angehörige können nach einer Operation einen großen Teil dazu beitragen, dass Patienten sich schnell wieder fangen. Sie sollten:
- den Patienten häufig besuchen und auf Trab halten
- Orientierungshilfen geben: Kalender und Uhr sollten immer in Sichtweite sein
- gewohnte Orientierungshilfen direkt nach der OP zugänglich machen (Brille, Hörgerät, Gebiss, Prothesen)
- mit Fotos, Musik, Lieblingsspeisen usw. Erinnerungen wecken
- Gedächtnisspiele in den Alltag einbinden
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