Wo liegen die Unterschiede zwischen Elektrorollstühlen im Außen- und Innenbereich?

Elektrische Rollstühle gelten schon lange als eine adäquate Hilfe für Menschen mit Gehbehinderung und anderweitigen Bewegungseinschränkungen. Allerdings bedeutet das nicht, dass jeder Rollstuhl auch zu jedem Lebensstil passt, das gilt ganz besonders für die Nutzung im Außen- oder Innenbereich. Für welchen Bereich und Zweck sich ein Rollstuhl eignet, ist manchmal gar nicht so einfach herauszufinden.

  • Lesezeit ca. 3:30 Minuten
  • |
  • Lesezeit ca. 3:30 Minuten
Frau fährt an einem sonnigen Tag mit ihrem elektrischen Rollstuhl
© renatahamuda/de.freepik.com

Wer sich einen elektrischen Rollstuhl kaufen möchte, hat einiges zu beachten. Vor allem persönliche Vorlieben und die geplante Nutzung des Modells können die Auswahl des richtigen elektrischen Rollstuhls stark beeinflussen. Wann eignet sich ein elektrischer Rollstuhl besonders für den Innen- und wann für den Außenbereich?

Wann ist ein elektrischer Rollstuhl für den Innenbereich geeignet?

Ein elektrischer Rollstuhl für den Innenbereich eignet sich besonders für Menschen mit Bewegungseinschränkungen, deren Kraft oder Koordinationsfähigkeit auch in den Armen und im Oberkörper nachgelassen hat. Das gilt insbesondere dann, wenn die Betroffenen besonders häufig in geschlossenen Räumen wie Wohnungen, Büros oder Krankenhäusern unterwegs sind.

Diese Rollstühle sind in der Regel kleiner und wendiger als Modelle für den Außenbereich, was sie besonders gut für das Manövrieren in engen Räumen geeignet macht. Die meisten Elektrorollstühle für den Innenbereich sind zudem mit einer relativ engen Wendekreisfunktion ausgestattet, die es ermöglicht, auch in kleinen Räumen oder Korridoren zu drehen und zu wenden. Rollstühle für den Innenbereich sind in der Regel außerdem aus sehr leichtem Material gefertigt, was sie einfach zu bewegen und zu transportieren macht. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, wenn der Rollstuhl häufig von Ort zu Ort gebracht werden muss.

Doch Vorsicht: Zwar sind diese Modelle im Durchschnitt leichter als Elektrorollstühle für den Außenbereich, doch kann etwaige Zusatzausstattung nach wie vor das Gewicht des Modells erhöhen und die Manövrierfähigkeit reduzieren. Welche zusätzlichen Funktionen der Rollstuhl enthalten soll und inwiefern sich diese auf dessen Handhabung auswirken, sollte im Voraus geklärt werden.

Ein elektrischer Rollstuhl, der für den Innenbereich geeignet ist, bietet im Normalfall ein großes Maß an Komfort und Sicherheit für den Nutzer. Viele Modelle sind mit speziellen Funktionen ausgestattet, wie zum Beispiel höhenverstellbaren Fußstützen, verstellbaren Rücken- und Armlehnen oder ergonomischen und weichen Sitzkissen. Das soll den Rollstuhl bequemer machen und das Auftreten möglicher Druckstellen verhindern.

Gut zu wissen: Verändert sich das Sitzkissen in seiner Ausrichtung, muss auch die Armlehne mitwachsen.

Wann ist ein elektrischer Rollstuhl für den Außenbereich geeignet?

Für Menschen mit Bewegungseinschränkungen hingegen, die sich sehr gerne und oft im Freien aufhalten, ist ein elektrischer Rollstuhl für den Außenbereich schon eher interessant. Diese sind häufig sehr robust und widerstandsfähig gegenüber verschiedensten Wetterbedingungen wie Regen, Schnee oder starker Sonneneinstrahlung.

Ein wichtiger Faktor für den Außenbereich ist die Größe und das Gewicht des elektrischen Rollstuhls. In der Regel sind diese Modelle größer und schwerer als Elektrorollstühle für den Innenbereich. Das liegt daran, dass sie auf unebenem Gelände und unter verschiedenen Wetterbedingungen stabil und sicher bleiben müssen. Auch das Profil der Reifen ist an die äußeren Gegebenheiten angepasst, wie bei einem Fahrrad.

Für den Außenbereich ist außerdem die Geschwindigkeit und Reichweite der elektrischen Rollstühle interessant. Viele Modelle können Geschwindigkeiten von bis zu 10 km/h erreichen und haben eine größere Reichweite pro Akkuladung. Das macht sie besonders geeignet für längere Strecken oder für Benutzer, die gerne schneller unterwegs sind.

Elektrische Rollstühle für draußen sollen außerdem erhöhten Komfort und maximale Sicherheit im Freien bieten. Dementsprechend sind einige Modelle mit Sicherheitsfunktionen wie Beleuchtungssystemen sowie Stoßdämpfern ausgestattet. Mithilfe solcher Funktionen kann sich der Nutzer sicher durch den Verkehr oder unbekanntes Gelände bewegen.

Zahlt die Krankenkasse beide Varianten?

Die Kosten für elektrische Rollstühle können sehr hoch sein, ganz besonders dann, wenn spezielle Zusatzfunktionen enthalten sein sollen oder sich das Modell für spezifische Situationen eignen muss. Demnach ist es wichtig zu wissen, ob die Krankenkasse die Kosten für beide Varianten im Fall der Fälle übernimmt. Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab.

In Deutschland haben Menschen mit einer anerkannten Behinderung oder einer eingeschränkten Mobilität Anspruch auf einen elektrischen Rollstuhl, wenn dieser medizinisch notwendig ist und die individuellen Bedürfnisse des Benutzers erfüllt. Eine solche Notwendigkeit muss zweifelsfrei durch einen Arzt oder eine Ärztin festgestellt werden.

In der Regel wird der Anspruch auf einen elektrischen Rollstuhl von der Krankenkasse oder einem anderen Leistungsträger wie der Rentenversicherung oder Unfallversicherung geprüft und im Optimalfall genehmigt. Bei der Auswahl des Rollstuhls können zwar Grenzen vonseiten der Kassen gezogen werden, doch in erster Linie zählen die individuellen Bedürfnisse des Patienten.

Es ist allerdings wichtig, zu beachten, dass die Krankenkassen im Normalfall nur die Kosten für Rollstühle übernehmen, deren Funktionen die medizinische Notwendigkeit erfüllen und nicht übersteigen. Im Klartext heißt das, dass Luxusmodelle oder Rollstühle mit zusätzlichen Funktionen, die nicht vom Arzt oder der Ärztin als medizinisch unbedingt notwendig verordnet wurden, vom Leistungsträger abgelehnt werden können. In einigen anderen Fällen hingegen kann es sein, dass die Krankenkassen einen Teil der Kosten übernehmen, während der Nutzer den anderen Teil selbst tragen muss.

Alles in allem ist es sehr wichtig, dem behandelnden Arzt oder der Ärztin genau darzulegen, aus welchem Grund das gewünschte Modell benötigt wird, ob für den Außen- oder Innenbereich. Nicht selten besteht nämlich tatsächlich die Notwendigkeit von mehreren Rollstühlen, da beide Aktivitätsbereiche abgedeckt sein müssen und sich das nicht immer durch „Standardmodelle“ ermöglichen lässt (das gilt besonders bei erforderlichen zusätzlichen Funktionen).


War dieser Ratgeber hilfreich?
Ø 4,3 / 5 Sternen aus 68 Meinungen
Ratgeber teilen

Nichts mehr verpassen mit unserem Newsletter!

Ihre E-Mail-Adresse


Mehr zum Thema »Gesundheit«:

Alles zum Thema Gesundheit PP Zur Startseite


nach oben