3 von 4 Pflegebedürftigen werden in Deutschland zu Hause gepflegt. Oft übernehmen Angehörige die Betreuung in den eigenen vier Wänden. Jeder vierte pflegende Angehörige ist dabei „hoch belastet“, wie der Pflege-Report der Krankenkasse AOK zeigt. Der Report und die Befragung von mehr als 1.000 pflegenden Personen decken auf, wo genau die Probleme liegen und welche Angebote dringend erweitert werden müssen.
Finanzielle Probleme stehen im Hintergrund
„Unsere Umfrage hat gezeigt, dass überhaupt nur jeder vierte Pflegebedürftige selbst finanzielle Eigenaufwendungen für Pflege und Betreuung trägt. Die liegen dann im Schnitt bei 250 Euro pro Monat“, sagt Dr. Antje Schwinger, Leiterin des Forschungsbereichs Pflege im Wissenschaftlichen Institut der AOK. Das gelte allerdings nur für die häusliche Pflege. Zum Vergleich: Wer vollstationär betreut wird, zahlt im Schnitt 775 Euro im Monat.
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In der häuslichen Pflege reichen der Umfrage zufolge vielen Betroffenen die Hilfen der Pflegekasse:
- 60 Prozent nutzen die Pflegesachleistungen (z.B. Pflegedienst, Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege) und finanzieren keine zusätzlichen Leistungen mit dem eigenen Geld.
- 40 Prozent tragen einen Eigenanteil von 200 Euro im Monat.
- Nur 5 Prozent gaben an, darüber hinaus noch weitere Hilfen privat zu finanzieren.
Pflegende Angehörige opfern viel Zeit
Obwohl die Leistungen der Pflegeversicherung in den letzten Jahren deutlich ausgebaut und flexibler gestaltet worden seien, sei trotzdem jede vierte Person, die einen Angehörigen zu Haus pflegt, hoch belastet, so Schwinger.
Im Schnitt verbringen pflegende Angehörige 8,6 Stunden mit der Betreuung. Der tatsächliche Zeitaufwand schwankt dabei stark: Etwa die Hälfte aller Betroffenen benötigt etwa 4 Stunden oder weniger für die Pflege. Ein Viertel der Angehörigen wendet mehr als 7,5 Stunden auf und in Haushalten mit einem Pflegegrad zwischen 3 und 5 oder einer Demenzerkrankung sind die Angehörigen 10 oder sogar mehr als 20 Stunden pro Tag eingespannt.
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Das Hauptproblem: Zu wenig Entlastungsangebote
Die hohen (und stetig steigenden) Eigenanteile von Menschen im Pflegeheim stehen immer wieder zur Diskussion. Sie sind fester Bestandteil der Debatte zur künftigen Pflegefinanzierung. Dabei werde jedoch die häusliche Pflege oft vergessen. „Die Hauptlast bleibt allein bei den pflegenden Angehörigen. Daran ändert auch der Einsatz eines ambulanten Pflegedienstes kaum etwas“, wird Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz in einem Bericht von ZEIT ONLINE zitiert. Entlastungsangebote für Angehörige müssten deshalb ausgebaut werden. Brysch fordere zum Beispiel einen Rechtsanspruch auf kostenlose Kurzzeit- und Verhinderungspflege. Auch Dr. Antje Schwinger äußert eine ähnliche Meinung. „Mit Blick auf die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung lässt sich wohl sagen, dass eine isolierte Diskussion um die Begrenzung der finanziellen Eigenanteile in der vollstationären Pflege zu kurz greift, denn auch ambulant bestehen erhebliche Belastungen – und die sind eben nicht primär finanzieller Art.“ Schwinger zufolge müssten die Leistungen an die Bedarfssituation angepasst werden. Viele Betroffene wünschen sich zum Beispiel mehr Unterstützung in folgenden Bereichen:
- Körperpflege, Ernährung, Mobilität
- Betreuung und Beschäftigung im Alltag
- Hilfe bei der Führung des Haushalts
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