Nicht selten sind Leiden vorhanden, die der bisherige Hausarzt einfach nicht behandeln kann bzw. will. Auch kann ein Umzug einen Wechsel notwendig machen oder aber abnehmende Sympathie. Ganz gleich, welche Gründe einem Beibehalten des Hausarztes widersprechen, jede Person kann dann gehen, wenn sie es möchte. In Deutschland besitzt jeder Mensch freie Arztwahl: Diese kann ohne Angabe von Gründen getroffen werden. Nichtsdestotrotz bestehen Regelungen und Vorschriften, die beachtet werden müssen.
Der Hausarztvertrag
Auch wenn in Deutschland die freie Arztwahl besteht, müssen gesetzlich krankenversicherte Personen gegebenenfalls Einschränkungen in Kauf nehmen. Dies gilt vor allem dann, wenn dem sogenannten Hausarztmodell zugestimmt wurde. Für gewöhnlich besteht hier nämlich ein Hausarztvertrag, der vorerst gekündigt werden muss. Wie bei anderen Verträgen auch, besteht eine Kündigungsfrist, deren Nichteinhaltung nur in absoluten Ausnahmefällen möglich ist. Im Normalfall beträgt die einzuhaltende Frist ein bis drei Jahre, weswegen im Voraus geprüft werden muss, ob dem Haushaltsmodell zugestimmt wurde und welche Konditionen innerhalb des Vertrages bestehen. Informationen dazu gibt es bei der zuständigen Krankenkasse. Diese ist nämlich für das Haushaltsmodell und dessen Umsetzung verantwortlich, weswegen der Hausarztvertrag auch dort gekündigt wird. Die Kündigung muss in schriftlicher Form erfolgen, worin am besten direkt die Forderung einer schriftlichen Bestätigung des Kündigungstermins enthalten ist. Vereinbaren Sie am besten einen Termin mit Ihrer Krankenkasse und informieren Sie sich ausführlich.
Des Weiteren sollte bedacht werden, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, den Arzt während einer laufenden Behandlung zu wechseln. Im Optimalfall wird das Ergebnis der aktuellen Behandlung abgewartet, um organisatorische Umstände und mögliche Risiken zu vermeiden. Nichtsdestotrotz kann natürlich gegenüber dem Arzt selbst der Wunsch geäußert werden, die Behandlung abzubrechen bzw. an einen Kollegen weiterzugeben. Ist dies der Fall, sollte aber bedacht werden, dass die Übermittlung aller Krankendaten Zeit in Anspruch nehmen kann. Allerdings kann eine Kopie der Krankenakte auch persönlich entgegengenommen und dem neuen Arzt übergeben werden.
Wann ist ein Wechsel sinnvoll?
Besonders zwischen Arzt und Patient muss ein besonderes Vertrauensverhältnis bestehen. Schließlich trägt der Arzt eine gewisse Mitverantwortung für die Gesundheit des Patienten, muss auf dessen Leiden eingehen und Verständnis zeigen. Der Patient wiederum muss sich dem Arzt gegenüber öffnen, darf keine Symptome verschweigen und trägt die Verantwortung für die Umsetzung der Anweisungen des Arztes. Bestehen nicht zu überbrückende Differenzen zwischen Arzt und Patient oder ist die Vertrauensbasis verschwunden, sollte ein Wechsel in Betracht gezogen werden. Auch wenn der Arzt die Leiden des Patienten nicht ernst nimmt oder schlicht und einfach nicht behandeln kann, ist ein Wechsel ratsam.
Bevor dieser allerdings tatsächlich durchgeführt wird, sollte das offene Gespräch mit dem aktuellen Hausarzt gesucht werden. Womöglich haben Missverständnisse das Vertrauensverhältnis belastet, die allerdings nun ausgeräumt werden können. Grundsätzlich sollte vor einer derartigen Entscheidung stets Klarheit geschaffen werden, um sich seiner Entscheidung sicher zu sein.
Eine neue Praxis finden
Ist der Hausarztwechsel dann doch beschlossene Sache, muss natürlich eine geeignete Praxis gefunden werden. In Bezug auf die Recherche gibt es selbstverständlich verschiedene Methoden. Nahezu jeder Hausarzt besitzt heutzutage eine Webseite sowie Profile in den sozialen Medien. Hier lässt sich vor allem anhand der Rezensionen sagen, welche Erfahrungen die Patienten bisher mit dem entsprechenden Arzt machen konnten. Nicht selten lässt sich dann bereits erahnen, ob es sich um eine Praxis mit Potenzial handelt oder nicht. Allerdings sollten nicht alle Bewertungen als hundertprozentig authentische Quelle angesehen werden – schon gar nicht als einzig verwendete Quelle. Manchmal kommt es vor, dass ebensolche Portale genutzt werden, um das Ranking bestimmter Arztpraxen positiv oder negativ zu manipulieren. Zudem können Sie die Arztwahl erst einmal googeln und sich näher informieren. Hierbei kann die Lage, die Teamgröße, die medizinische Ausstattung und das Geschlecht der Ärzte auch ein Grund für Sie sein, leichter eine Entscheidung zu treffen. Fragen Sie auch Freunde, Bekannte und Nachbarn im nächsten Gespräch, welche Ärzte sie empfehlen und gutheißen, um sich ein besseres Bild der Arztauswahl zu verschaffen.
Prioritäten setzen
Besonders wichtig bei einem Hausarztwechsel ist es, Prioritäten zu setzen und sich ein Bild von den Eigenschaften zu machen, die der neue Hausarzt mitbringen soll. Schließlich soll der Wechsel nicht umsonst gewesen sein. Bevor sich also endgültig für einen neuen Arzt entschieden wird, sollte auf jeden Fall das Gespräch mit diesem gesucht werden bzw. sich diesem vorgestellt werden. Auf diese Weise lässt sich am besten feststellen, ob die Chemie stimmt und ein langfristiges Arzt-Patienten-Verhältnis möglich ist Zwar müssen manchmal Abstriche gemacht werden, doch sollte an den grundsätzlichen Prioritäten festgehalten werden, damit man später nicht enttäuscht wird. Hier hilft es, zielgerichtete Fragen zu stellen, wie z. B. welche Arzneimittel der Arzt in üblichen Krankheitsfällen verschreibt oder wie bei bestimmten Situationen gehandelt und was empfohlen wird. Verschreibt Ihr alter Arzt Ihnen stets dieselben Medikamente, die bei Ihnen schlechte Nebenwirkungen mit sich bringen oder sogar nichts taugen? Oder hat Ihr alter Hausarzt Ihnen selbst bei starker Grippe keine Antibiotika verschrieben, obwohl Sie diese hätte bekommen müssen aufgrund von zu starkem und langfristigem Krankheitsverlauf? Wie würde die neue Arztwahl in solchen Fällen reagieren und handeln? Erfragen Sie sich wichtige Punkte, bevor Sie sich für einen neuen Arzt endgültig entscheiden.
Angst vor dem Wechsel
Nicht selten kommt es vor, dass Unsicherheit und auch Angst einen Wechsel verhindern. Zwar sind diese Gefühle, vor allem in Bezug auf die eigene Gesundheit, mehr als verständlich, nichtsdestotrotz sollten sie nicht dafür sorgen, dass ein gut begründeter Wechsel vermieden wird. Viele Patienten warten lieber mehrere Jahre, bevor sie einen notwendigen Wechsel überhaupt anstreben. Dabei erträgt ein Großteil lieber seine Leiden, die der aktuelle Arzt nicht affektiv behandeln kann, anstatt zu einem seiner Kollegen zu wechseln, die womöglich helfen könnten. Angst oder Unsicherheit sollten niemals der Grund dafür sein, den aktuellen Hausarzt beizubehalten. Auf lange Sicht schadet dieses Verhalten der Gesundheit des Patienten nämlich mehr, als es ihr nutzt.
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